Ekel bei Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege
: Eine qualitative Untersuchung im tertiären Bildungssektor

Studienabschlussarbeit: Masterarbeit

Abstract

Hintergrund: Bei der täglichen Arbeit mit Menschen werden Pflegende und Auszubildende mit ekel- erregenden Situationen konfrontiert. Ekel als Tabu-Thema in der Gesundheits- und Krankenpflege stellt eine Herausforderung dar. Das Dilemma zwischen dem Ekelempfinden und den Erwartungen an Pflegepersonen führt zu physischen und psychischen Auswirkungen, die weiterführend handlungsrelevant werden können. In diesem Kontext zielte die Untersuchung darauf ab, das Ekelempfinden von Auszubildenden in der Gesundheits- und Krankenpflege während ihrer praktischen Tätigkeit zu erforschen, um ein tieferes Verständnis für das Phänomen zu erhalten und den Auszubildenden langfristig Handlungsfähigkeit zu ermöglichen. Methode: Die Datenerhebung der an der Phänomenologie orientierten qualitativen Untersuchung fand durch Triangulation der Diary Method und leitfadengestützter Interviews statt. Sechs Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflege der Fachhochschule Wiener Neustadt hielten drei Monate lang während der Praktika mittels des Online-Tagebuchs Monkkee ihre Erlebnisse zu Ekel schriftlich fest. Die Analyse der Tagebücher und Interviews erfolgte anhand der thematischen Analyse nach Braun und Clarke (2022). Ergebnisse: Ekel erscheint in drei verschiedenen Formen. Beschrieben werden der klassische Ekel gegenüber Ausscheidungen und Keimbelastung, der soziale Ekel bedingt durch bestimmte Lebensumstände und Verhalten von Patient:innen und Personen aus dem Gesundheitswesen sowie der sexuelle Ekel bei übergriffigem Verhalten. Faktoren, wie Gewöhnung, Erfolgserlebnisse, persönliche Vorlieben und Abneigungen, sensorische Einschränkung sowie Fachwissen wirken sich auf das Ekelempfinden aus. Die Studierenden betrachten das Gefühl des Ekels als normal und individuell, betonen jedoch die Notwendigkeit, Ekel zu enttabuisieren, da er integraler Bestandteil des pflegerischen Alltags ist. Verschiedene Strategien, wie Hygiene, Geruchseindämmung, Reflexionen und Distanzgewinnung können den Umgang mit Ekel erleichtern. Den Studierenden gelingt es jedoch nicht immer, handlungsfähig zu bleiben, weshalb Pflegehandlungen teilweise abgebrochen werden. Schlussfolgerung: Studierende konnten durch die Studienteilnahme individuelle Ekel-Auslöser identifizieren und setzten entsprechende Gegenmaßnahmen. Professionelles Verhalten ist Voraussetzung für Vertrauen und eine gute Pflegebeziehung. Die Heterogenität des Ekels bei Auszubildenden in der Gesundheits- und Krankenpflege und die Vulnerabilität der zu Betreuenden erschwert es, allgemein formulierte Strategien für Auszubildende zu generieren. Es braucht Offenheit im Austausch und weitere Forschung, um das Phänomen Ekel im Kontext der Pflege in ein Konzept einzubetten.
Datum der BewilligungOkt. 2023
OriginalspracheDeutsch
Gradverleihende Hochschule
  • Universität Wien
Betreuer/-inBerta Schrems (Betreuer)

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