Ausbau von geriatrischen Einrichtungen in Österreich

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Beschreibung

Radiodoktor

Zeitraum19 Mai 2022

Medienabdeckung

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Medienabdeckung

  • TitelAusbau von geriatrischen Einrichtungen in Österreich
    BekanntheitsgradNational
    Medienbezeichnung/OutletRadio Ö1
    MedienformatRadio
    Land/GebietÖsterreich
    Datum der Veröffentlichung19/05/22
    Beschreibung
    Die statistischen Fakten sind alarmierend: 1.746.844 Menschen über 65 Jahren lebten am 1.1.2022 in Österreich, das sind 19,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Damit stieg der Bevölkerungsanteil der Senioren erneut - und auf einen historischen Höchststand. Zudem übertraf er erstmals den Anteil der Gruppe der Unter-20-Jährigen.

    Die Marketingbranche hat ja längst die sogenannten "Grauen Panther" als neue Zielgruppe entdeckt. Die fitten, nicht mehr im Berufsleben stehenden, finanzkräftigen Senioren. Doch bei vielen Menschen kommt es mit zunehmendem Alterhäufiger zu Krankheiten und Schmerzen.

    Gesundheitssystem nicht auf Bedürfnisse Älterer eingerichtet

    "Jetzt wird die Generation der "Babyboomer" alt, und das österreichische Gesundheitssystem ist für Akutfälle meist gut ausgestattet. Aber auf die Bedürfnisse älterer Menschen und ihrer chronischen Erkrankungen ist es nicht eingerichtet", sagt Regina Roller-Wirnsberger von der Medizinischen Universität Graz. Seit 2011 hat sie dort den 1. Lehrstuhl für Geriatrie an einer öffentlichen Universität inne - und bis heute ist es der einzige in Österreich.

    Train the Trainer!

    Dabei wäre eine größere Zahl von Professuren und eine breite Ausbildung gerade in diesem Bereich so wichtig, sind sich alle Expertinnen einig. Denn die Geriatrie ist die "Altersheilkunde", also jenes Spezialgebiet der Medizin, das sich mit Erkrankungen älterer Menschen beschäftigt. Im Zentrum dieses multiprofessionellen Fachs stehen dabei altersbedingte Funktionsstörungen, die "4 geriatrischen I´s": intellektueller Abbau, Immobilität, Instabilität und Inkontinenz.

    Die "4 geriatrischen I´s"

    Persönliche Dispositionen und Ressourcen bzw. Defizite sowie eine Häufung von Erkrankungen als Risikofaktoren beeinflussen das Auftreten der "4 geriatrischen I´s". Und natürlich auf kann ein Syndrom das Nächste folgen. Bzw. sogar die Ursache für das nächste sein. Und: zu den 4 "großen" geriatrischen I´s kommen weitere Erkrankungsbilder, die meist in enger Verbindung zueinander stehen können. Dazu zählen Schlafstörungen, der Reizdarm u.v.m.

    Potential für Zeit-, Geld- und Ressourceneinsparungen

    Ein umfassender gesundheitlicher Zugang könnte älteren Menschen Schmerzen und Zeit sowie dem Gesundheitssystem Ressourcen und Geld sparen, davon ist Regina Roller-Wirnsberger überzeugt. Kernelement ist das sogenannte "geriatrische Assessment", um die individuelle Situation eines Menschen abzuchecken. Bewertet werden dabei nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch psychosoziale und funktionelle Fähigkeiten. Und im Idealfall ist das Assessment ein mehrdimensional und interdisziplinär betreuter Prozess.

    Ergotherapie im Alter
    Ein wichtiger Teil des multiprofessionellen Teams in der Geriatrie ist die Ergotherapie. Es geht darum, Menschen wieder mehr Selbständigkeit zu geben, wieder fitter zu machen, ihnen Sicherheit zu geben und ihr Selbstvertrauen zu stärken. Sogenannte "Umweltanpassungen" im privaten als auch im öffentlichen Bereich können maßgeblich dazu beitragen.
    "Wenn die Tassen und Teller in der Küche hinter Glas sichtbar statt in einem Küchenkästchen versteckt sind, kann das eine große Hilfe sein. Oder man markiert den Einschaltknopf der Kaffeemaschine mit einem roten Punkt. Oft sind es ganz simple Sachen, die den älteren Menschen mehr Sicherheit geben", bekräftigt die Ergotherapeutin Verena Tatzer und betont insbesondere die Bedeutung der ergotherapeutischen Arbeit mit Menschen mit demenziellen Erkrankungen.

    Verena Tatzer und Regina Roller-Wirnsberger wünschen sich einen multidisziplinären Zugang zum Thema "Medizin für ältere Menschen", Reformen bei der Ausbildung und mehr Wertschätzung. Die am vergangenen Donnerstag von der Regierung vorgelegte "Pflegereform" mit 20 Maßnahmen und einem finanziellen Gesamtvolumen von 1 Milliarde Euro für die kommenden 2 Jahre sei dazu ein Schritt in die richtige Richtung - doch der Weg noch lang.

    Moderation: Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz
    Sendungsvorbereitung: Mag.a Dr.in Maria Harmer
    Redaktion: Dr. Christoph Leprich und Lydia Sprinzl, MA
    PersonenVerena C. Tatzer-Hanten